Ho Ho Hohenauer Brachiallauf

In Fortsetzung einer herrlich verrückten Distanzlaufserie, die im Jahr 2016 mit einem Lauf von Mistelbach nach Wolkersdorf begann, und im Mai 2018 in einem Lauf von Hollabrunn nach Wolkersdorf einen vorläufigen Höhepunkt fand, begaben wir uns diesmal in vierköpfiger Besetzung nach Hohenau, um von dort den etwa 54 Kilometer langen Fußweg zurück in die Heimat anzutreten. Der modus operandi hat sich mittlerweile eingespielt: Per Bahn zum Startort, und von dort auf der vorgeplanten und auf die GPS-Uhr gespielten Route trabend durch Wald und Wiese zum Wolkersdorfer Schloss. Neu waren die äußeren Bedingungen, bislang waren wir bei diesen langen Läufen nämlich immer im Frühling unterwegs gewesen. Bei -1°C,  5cm Schneeauflage und spürbarem Südostwind hat man andere Sorgen als bei 15°C und Sonnenschein. Langes Rasten ist tabu, und auf den stellenweise stark vereisten Wegen ist bei jedem Schritt Konzentration gefordert.

Was stand früher rechts von Hohenau? In diesem Moment egal

Ausgehend von der am späten Vormittag des dritten Adventsonntags sehr verschlafen wirkenden SPÖ-Hochburg Hohenau führte unsere Route vorbei an der still und starr ruhenden ehemaligen Agrana-Zuckerfabrik und weiter entlang des Marchdammes in Richtung Süden. Die ersten Kilometer waren ein entspanntes Einlaufen, in dumpfer Vorahnung der noch bevorstehenden Mühen, und auch ein Test für unser Laufoutfit, ob der Balanceakt zwischen dünn genug, um nicht zu schwitzen, aber dick genug, um nicht zu frieren, gelungen war. Diesbezüglich hatten wir Glück, besonders die beiden anonym bleibenden Laufteilnehmer, die kurz zuvor wasserdichte Laufschuhe akquiriert hatten, und dies zum Leidweisen der weniger gut ausgestatteten Läufer genüsslich kundtaten. Nach sechs Kilometern verließen wir den Rand der Marchauen und bogen zwischen Ringelsdorf und Drösing nach Südwesten ab, um die ersten der diesmal recht wenigen Höhenmeter zu sammeln.

Die Stimmung passt
Unterwegs auf dünnem, aber glattem Eis
Kurz beehrte uns das zu diesem Zeitpunkt etwa 17° über dem Horizont stehende Zentralgestirn

Noch mehr als im Mai zeigte sich in der schneebedeckten Landschaft die Weinviertler Säugetierwelt: An Hasen und Rehen hätten wir, Bewaffnung vorausgesetzt, reichlich erlegen können, später ließ sich sogar ein stattliches Wildschwein im Wald blicken. Kurz nach der Halbmarathonmarke – noch mehr als 30km vor uns – wurde dann aber ohnehin gut für uns gesorgt. Philipps Familie hatte in Velm-Götzendorf eine herrliche Labstation aufgebaut, mit all den Dingen, die man sich bei so einem Lauf wünschen kann: Heißen Tee, Elektrolytgetränken, Bananen, Süßigkeiten und so weiter. Wie ausgemacht brach kurz vor der Pause die Sonne durch die Wolkendecke durch, dennoch mussten wir der Kälte wegen bald wieder aufbrechen, auch wenn das aufgebaute Buffet noch so zum Verweilen einlud.

Ein Traum von einer Labstation. Dieses Foto könnte Produktplatzierungen und Spuren von Nüssen enthalten

Gestärkt, aufgrund der üppigen Nahrungsaufnahme aber etwas träge, näherten wir uns nach Velm-Götzendorf dem Matzner Wald, mit bis zu 285m der Höhepunkt unserer Sonntagstour. Die Strecke dorthin war ein echter Knackpunkt: Auf schlechtem, unebenem Feldweg mit Schneeauflage wurde jeder Schritt noch mühsamer, und umgekehrt jeder Schritt leichter, als wir endlich wieder einen festen Weg unter unseren Füßen hatten.

Drei Männer im Schnee, einer erhöht

Nach der kurzen, obligatorischen Verirrung mit schier unüberwindbarem Zaun mitten auf der geplanten Strecke fanden wir bald wieder auf den rechten Weg und verließen den Wald beim Matzner Schloss, wo wir in Richtung Ortszentrum rutschten – auf der komplett vereisten, abschüssigen Straße war an Laufen nicht zu denken, auch wenn wir unsere Höhenmeter lieber temporeicher abgebaut hätten.

Guter Rutsch nach Matzen

Mittlerweile war die Dämmerung über uns hereingebrochen, die Stimmung trotz schwerer Beine aber noch gut: Kurz nach Raggendorf knackten wir die 42,2km, nahmen letzte Erfrischungen zu uns und bewaffneten uns mit Stirnlampen für die abschließenden 12 Kilometer.

Stille Nacht

Bei Auersthal wurden die Wege erstmals wieder vertrauter, und die Routenführung durch die GPS-Uhr weniger notwendig. Als letztes Highlight in völliger Dunkelheit führte die Route durch den nächtlichen Hochleithenwald und von dort aus mit Panoramablick am Tetzenberg zurück in den Ort. Mit 54 Kilometern hinter uns, kamen wir sechseinhalb Stunden nach dem Loslaufen am traditionellen Zielpunkt, dem Wolkersdorfer Schloss, an.

Bist du deppat: 54 Kilometer lasten auf unseren Buckeln. Zwei der Fotografierten haben trockene Füße.